Das Bathseba-Syndrom: König David als Beispiel dafür, wie Herrscher Macht missbrauchen

Stuttgart, 29.01.2024 Die Bibel erzählt davon, wie David auf dem Höhepunkt seiner Karriere seine Macht missbraucht. Sein menschliches Versagen zeigt sich besonders im Verhalten mit einer Frau, Bathseba. Weil David sie heiraten will, schickt er ihren Mann in den Tod. Die Bibel erzählt hier exemplarisch über die Gefahr, die von Macht ausgeht. Sogar ein modernes Verhaltensmuster von Führungskräften ist danach benannt: das Bathseba-Syndrom.

Die Erzählungen um Davids Versagen wollen „nicht darlegen, wie es historisch gewesen ist, sondern grundsätzliche Probleme der Königsherrschaft erörtern“, wie Melanie Peetz, Professorin für Neues Testament in Frankfurt mit einem Schwerpunkt biblischer Emotionsforschung, in der neuen Ausgabe von Welt und Umwelt der Bibel (David. König, Mensch und Mythos) erläutert. In der Erzählung um Bathseba im ersten Samuelbuch zeigen sich die Schwäche und Unfähigkeit eines Herrschers, mit seiner Machtfülle verantwortungsvoll umzugehen: David will Bathseba zur Frau, die aber mit Urija verheiratet ist. Weil er die Macht dazu hat, schläft David mit ihr. Als sie schwanger ist, schickt David Urija an die vorderste Front eines tödlichen Feldzugs – Urija stirbt. In Anlehnung an die biblische Geschichte hat sich in den USA der Begriff Bathseba-Syndrom in der Ausbildung angehender, auch militärischer, Führungskräfte etabliert. Er geht auf die Managementforscher Dean Ludwig und Clinton Longecker im Jahr 1993 zurück. Das Verhaltensmuster beschreibt das Versagen von Führungspersönlichkeiten auf dem Höhepunkt ihrer Karriere.

Der Name David wird mehr als tausendmal in der Bibel erwähnt, was seine überragende Bedeutung zeigt. Der Hirtenjunge David wird von Gott als König ausgewählt, hat jede Menge militärische Erfolge, sticht Gegner aus und ist Liebling Gottes – David bedeutet „Geliebter“. In den Erzählungen um David kommen außergewöhnlich viele Frauen vor, mit acht Frauen ist er verheiratet. Besonders diese Frauen-Erzählungen werfen dunkle Schatten auf den seinen Umgang mit der königlichen Macht, wie Peetz feststellt. Auffällig ist, dass Frauen „vor allem dann auftreten oder erwähnt werden, wenn es um Machtfragen und Machtausübung geht.“ So stellt David für seine vergewaltigte Tochter Tamar keine Gerechtigkeit her oder er nimmt sich in einem Machtpoker unter Männern seine Exfrau Michal zurück – über die emotionalen Schmerzen der Betroffenen hinweg. „Bis heute regen die Texte zum Nachdenken über den Umgang mit Macht- und Herrschaftsausübung an“, so Peetz.

David wird in der Geschichte Israels zum idealen König, der nach Höhen und Tiefen an seinem Lebensende für gerechte Herrschaft einsteht. Ein erhoffter Messias soll aus seiner Familienlinie kommen. Daher überliefern auch die Evangelisten Jesus als Nachfahre Davids und in den Evangelien ruft beispielsweise der blinde Bartimäus laut zu Jesus als Sohn Davids, von dem er seine Rettung erhofft. 
 

Mehr erfahren: Inhalt der Ausgabe „David. König, Mensch und Mythos“

Wolfgang Baur
König, Mensch und Mythos
Facetten des biblischen David

Wolfgang Zwickel
Der Aufstieg des ersten Königs Israels
Davids Weg nach oben zwischen Realität und Legende

Claudia Ludwig
Der legitimierte Usurpator
David, Prophet und Sänger in kaiserlichem Gewand

Klaus Bieberstein
Wundersame Wanderungen von Traditionen im Wandel der Zeiten
Davids Stadt und Davids Grab

Melanie Peetz
Über Macht, Machtausübung und Machtmissbrauch
David und die Frauen 

Egbert Ballhorn
Der machtlose König
Das Lebensbild Davids in „seinen“ Psalmen 

Stefan Schreiber
Hosanna dem Sohn Davids
David im Neuen Testament 

Rita Burrichter
Was sieht, wer das sieht? 
David in der bildenden Kunst des Abendlandes

Katja Vehlow
„David – melech Yisrael“ 
Die Bedeutung Davids im Judentum 

Matthias Hoffmann
Zwischen „magischem Zeichen“ und Nationalsymbol
Der Davidstern

Andreas Müller
Idealer Herrscher oder vorbildlicher Büßer?
David in der christlichen Spätantike

Isabel Lang 
Kann ein Prophet auch Sünder sein?
David im Islam

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Welt und Umwelt der Bibel Archäologie, Kunst, Geschichte erscheint seit über 25 Jahren im Katholischen Bibelwerk e.V., in Kooperation mit dem französischen Magazin „Le Monde de la Bible“ (Bayard Presse). Forschende aus den Feldern Theologie, Archäologie, Kunst, Judaistik, Islamwissenschaft, Ägyptologie und Orientalistik berichten über Kultur, Religion und Geschichte der biblischen Länder. Damit ist das Magazin international, ökumenisch und interdisziplinär aufgestellt. Jede Ausgabe umfasst aktuelle archäologische Meldungen und Forschungen, Ausstellungs- und Veranstaltungstermine sowie Literaturtipps. 

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David. König, Mensch und Mythos
Welt und Umwelt der Bibel 1/24 (Nr. 111) , 80 S., € 12,80
ISBN 978-3-948219-58-1
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